Sind Dieseladditive sinnvoll?
Hi, im Ersatzteilgeschäft sagte man mir, dass ich vor dem Kraftstofffilterwechsel mal ein Additiv zur Reinigung des Kraftstoffsystems durchlaufen lassen sollte.
Ich bin da etwas misstrauisch weil mir die nötige Ausbildung fehlt. Ich denke da immer an Unverträglichkeiten usw...
Ich muss sagen das es nicht der beste Diesel ist, den ich tanke.
Kann man das bedenkenlos einsetzen?
Ich weiß, die alten Autoschlosser würden jetzt sagen "kipp mal etwas 2 Takt Öl rein, das reicht"
Der Motor ist ein Daimler OM651 DE22LA mit 115.000 Km, 9 Jahre alt.
Danke vorab
3 Antworten
In meiner Jugend kippte man bei einer Tankfüllung immer einen Liter Obenschmieröl rein. Was und wofür das immer gut sein sollte. Heute wird allerlei Zusatzmittel hergestellt. Grund mehr oder weniger ist als Markenhersteller noch mehr unter seinen Namen zu verkaufen. Sinn? Sinnlos. Schlamm im Öl z. B. soll ein Wundermittel beseitigen. Danach kommt an allen dünnen Stellen der Abdichtungen Öl raus. Wichtiger wäre es doch das richtige Öl zu fahren und Wechselfristen einzuhalten. So auch am Diesel. Keine dubiosen Kanister nehmen und ab und zu Ultimate tanken. Ich habe in Tschechien und Polen getankt weil dort keine Bioanteile drin waren. Jetzt nicht mehr weil die ihre Diesel auch versaut haben. Am Ende bist du der Verlierer weil dein Portmonee leerer ist und der Ölmulti reicher. Gehe Schuhe kaufen da wirst du mit Sohlen, Pflegemitteln und Senkeln bombardiert. Jeder versucht durch Zusatzgeschäfte Geld zu machen.
In meiner Jugend kippte man bei einer Tankfüllung immer einen Liter Obenschmieröl rein.
Davon habe ich auch mal gelesen. Der Grund war wohl, dass sich die Konstrukteure Sorgen machten, dass das Motoröl "oben" am Motor (also auf OT, wo die Schmierung von Haus aus schlechter ist) bei einem neuen Motor nicht in genügender Menge hingelangt. Ist schließlich, genau wie der Ölwechsel nach 1000 km, um Späne zu entsorgen, in der Versenkung verschwunden.
Sind Dieseladditive sinnvoll?
Vorab: Ich habe mangels Dieselmotor (fahre aus Überzeugung grundsätzlich Benziner) und Recherche keine eigenen Erfahrungen bezüglich etwaiger Additive, weshalb ich zur konkreten Frage auch keine verbindliche Aussage tätigen will, möchte aber an dieser Stelle zwei Dinge loswerden:
- Kein Kfz - Hersteller empfiehlt zusätzliche Kraftstoffadditive
- Kraftstoffadditive stellen meist extrem überteuerte Hausmittelchen dar
Beispielsweise raten die meisten Hersteller sogar davon ab, drohen mit Garantieverlust. Ich denke, das lässt doch recht tief blicken.
Additive für Dieselmotoren scheinen (Achtung, Vermutung meinerseits anhand des Datenblattes und der oligofaktorischen Beurteilung) meist einfach aus Leichtöl (auch als "Petroleum" oder "Kerosin" bekannt) zu bestehen. Rechnet man mal die Preise für ein Fläschchen auf die marktüblichen Literpreise hoch, wird einem direkt schwindelig. Mir persönlich scheint klar zu sein, wer hier den Hauptgewinn absahnt.
Grundsätzlich ist es außerdem so, dass sich Motoren entweder selbsttätig und ohne zusätzliche Mittel reinigen (beispielsweise, indem man eine längere Fahrt unternimmt, dann brennen Ablagerungen ab), oder aber auch mit Hilfsmittelchen gleich gar nicht. Denn das größte Verkokungsproblem bei Dieselmotoren besteht an einem Ort, an den Kraftstoff gar nicht hingelangt: In der Ansaugbrücke samt deren Anbauteile (vor allem die Drallklappen). Deren Kontur erkennt man bei manchen Motoren nach ein paar 10.000 km vor lauter Koks teilweise kaum mehr, mit entsprechenden Folgen für Motorleistung und Verbrauch. Ursächlich hierfür: Hohe AGR - Raten (immer strengere NOx - Abgasngrenzwerte und Einsparung von Ad Blue bei neueren Motoren), schlechte Ölabscheider für die Motorgehäuseentlüftung, minderwertige Turboladerdichtungen (von dort gelangt Motoröl in die fragwürdigen Bereiche), häufig niederlastige Fahrweise (die Abgasrückführung ist unter Volllast deaktiviert), Motoröle mit hoher Verdampfungsrate.
Lieber mal kurz auf die Autobahn und hochdrehen
Das hilft nur vorsorglich, und das nur teilweise. Ist der Ansaugbereich erstmal verkokt, hilft nur manuelles Reinigen.
Die Hersteller der Additive wollen natürlich verkaufen, also sind deren Angebote immer sinnvoll.
Ich selbst hatte mal bei einem Opel 1.7 CDTI immer 2-Takt Öl dazu gekippt, der Motor lief eindeutig ruhiger und leiser. Und als ich mal versehentlich Benzin getankt hatte ca. 2/3 Benzin im Tank, hatte ich in der Werkstatt das Glück, dass die Pumpe danach keine Späne nach 10km Fahrt produziert hatte. Das mag an der Schmierwirkung des 2 Takt Öls gegen haben. Den Wagen bin ich jedenfalls nach dem Vorfall bis zum Verkauf noch weitere 80tkm ohne jegliche Probleme gefahren.
Aber auch dazu scheiden sich die Geister. Fachleute behaupten jedenfalls, dass bei Benzinbetankungen und anschließender Fahrt die Spritpumpe immer defekt sei und dadurch auch andere Bauteile verrecken.
Ein Mittel zur Reinigung des Kraftstoffsystems halte ich hier in Europa nicht für nötig.
Der Motor hatte andere Probleme, die nicht mit dem getankten Kraftstoff in Verbindung stehen: OM651 – Vom Wunder zur Katastrophe | The way of drive… (wordpress.com)
Welchen Diesel fährt der Mercedes-Profi ? OM651? OM642? - YouTube
Super. Vielen Dank. Lieber mal kurz auf die Autobahn und hochdrehen